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Ein Marathon kommt selten allein

Einmal. Zweimal! Dreimal? Zweimal jedenfalls hat es Sven Wiedmer bereits erlebt, die Atmosphäre am New York Marathon. Zweimal total unterschiedlich. Wir berichten von den Höhen und Tiefen und der Bedeutung eines effektiven Trainings zusammen mit Coach Nadine Zurschmiede.

November 2015

Der grosse Tag ist gekommen, die Stunde hat geschlagen. Der New York Marathon hat auf Sven gewartet. Gut trainiert, optimistisch, voller Tatendrang und Energie. So stand er an der Startlinie und wartete ebenfalls – auf das einzigartige Erlebnis, auf das er sich schon lange zuvor gefreut hatte.

Von Brooklyn bis Manhattan: Zuschauer, soweit das Auge reicht

Die ersten dreissig Kilometer waren ein Erlebnis sondergleichen! Angefeuert von über zwei Millionen Zuschauer wurden die Läuferinnen und Läufer über die Strassen von Brooklyn und Queens nach Manhattan getragen.

Wadenkrämpfe als Souvenir?

Es wollte Sven jedoch nicht vergönnt bleiben, das federleichte Gefühl bis ins Ziel auszukosten. Nach 30 Kilometern machten sich bereits leichte Wadenkrämpfe bemerkbar, die dann ab Kilometer 34 überhandnahmen. Mit einer Mischung von Gehen und Humpeln schleppte er sich die letzten 8 Kilometer ins Ziel. Der Schmerz war gross, die Frustration noch grösser. Auch nach dem Zieleinlauf liessen die Krämpfe nicht nach und begleiteten Sven noch den ganzen Tag über.

So sollte ein Marathon definitiv nicht in Erinnerung bleiben, beschloss Sven am Tag der Linderung und meldete sich deshalb erneut an, für den Marathon 2017  – neues (oder in diesem Fall einfach anderes) Jahr, neues Glück.

Begleitung durch Coach

Sven wollte das Training professionell aufbauen und effektiv gestalten. Er beschloss, das Projekt Marathon Vol. II mit einem Coach zu starten und fragte Nadine Zurschmiede von crossfirecoaching an. In Angriff genommen haben die beiden das Ganze im Mai 2017. Das Programm zunächst simpel: Kennenlernen und Pulstest.

Erste Bilanz

Ab Juni trainierte Sven mit spezifischen Trainingsplänen. Trainiert wurde vor allem im Grundlagenbereich (Puls 130-140). Von Mal zu Mal in längeren Einheiten. Am Greifenseelauf, Mitte September 2017, dann die erste Standortbestimmung: mit einer Zeit von 1:43 Stunde lief es eigentlich sehr gut.

Doch nach diesem Trainingslauf fühlte sich Sven noch sehr müde, was wohl daran lag, dass das Training im Vorfeld zu wenig reduziert wurde. Auf den Greifenseelauf folgten weitere lange Läufe (26km, 30km und 32km). Dabei trainierte er jeweils besonders die Nahrungsaufnahme während der Belastung, um den Krämpfen vorzubeugen.

Mit viel Motivation nach New York

Dann der Mittwoch, 1. November 2017 und fünfletzter Tag vor dem Wettkampf: Noch ein letztes Telefonat mit dem Coach, um den Fahrplan, das Essen und alles drum herum zu besprechen.

Zwei Tage später ging die Reise los. Mit viel Mut und Motivation im Gepäck konnte Sven am Freitag, 3. November, nach New York fliegen. Dort angekommen war Carbo Loading angesagt – also Kohlenhydrate über Kohlenhydrate, um den Speicher aufzufüllen.

Mit dem Bus zum Start und dann 42 Kilometer zu Fuss

5. November, Sonntagmorgen in aller Früh: Sven wurde mit dem Bus zum Startgelände auf Staten Island gefahren. Die Läufer wurden alle wie am Flughafen kontrolliert, bevor sie anschliessend in den Startbereich eingelassen wurden.

Die Sicherheitsvorkehrungen waren noch grösser als 2015, wahrscheinlich aufgrund der jüngsten Ereignisse in den USA und Europa. Mit Müllabfuhrfahrzeugen und Zäunen wurde die gesamte Marathonstrecke regelrecht zugemauert, Scharfschützen standen in Position, Helikopter kreisten über dem Gebiet und praktisch alle 5-10 Meter standen Polizisten im Einsatz.

Doch wer meint, dass kurz nach der Sicherheitskontrolle der Startschuss fiel, der irrt. Stattdessen: Warten und Ausharren. Drei Stunden, um genau zu sein. Sven hatte zwar einen alten Trainingsanzug und einen Nässeschutz übergezogen, doch so ganz ohne Bewegung war es ihm dann doch etwas kalt. Zum Glück gab es im Startbereich neben isotonischen Getränken und Gels auch heissen Kaffee und Bagles.

New York City Marathon Sven Wiedmer, Trainingsplanung durch crossfirecoaching, Bild Startbereich
Gut eingepackt: Sven mit der Startnummer 12819 – was für eine Zahl! (Bild: MarathonFoto)

Dann endlich, der Startschuss

Die Uhr stand bereits auf 9:50, als Sven endlich auf die 42 Kilometer geschickt wurde. In einem schnellen Block, umgeben von quickfidelen Läufern, musste er darauf Acht geben, nicht zu schnell ins Rennen zu gehen.

Mitten in den vielen Läufern war es schwierig, nach Pace zu laufen. Die Uhr zeigte mal einen 4:30er-Schnitt, dann wieder einen 7:30er-Schnitt pro Kilometer an. Die Herausforderung angenommen, liess sich Sven nicht beirren und lief sein ganz eignes Tempo, verpflegte sich pflichtbewusst an jeder Verpflegungsstelle und griff regelmässig zu Gels und Salztabletten.

Den Halbmarathon passierte Sven bei 1 Stunde und 51 Minuten. Damit lag er super in seinem Fahrplan, den Wettkampf unter vier Stunden zu laufen.

Kilometer 30 – erneut ein fieser Troll?

Dieser verflixte 30. Kilometer! Sven verspürte ein leichtes Zwicken in seinen Beinen. Wiederum Anzeichen für Krämpfe? Oder spielte ihm diesmal etwa der Kopf einen Streich? Obwohl von Müdigkeit noch keine Rede war, erinnerte er sich an die Schmerzen vom letzten Marathon.

Die Pulsuhr zeigte eine Zeit von 2 Stunden und 41 Minuten an. Pace halten und damit Krämpfe riskieren? Oder doch lieber Geschwindigkeit reduzieren und auf Nummer sichergehen? Weise und reich an Erfahrung entschied sich Sven für Letzteres. Bei dieser Entscheidung profitierte er eindeutig von seinem Erfahrungsschatz und den bestrittenen Trainingseinheiten.

New York City Marathon Sven Wiedmer, Trainingsplanung durch crossfirecoaching, Bild ca. 30 Kilometer
Tapfer im Rennen: Sven, wohl ca. beim 30. Kilometer angekommen. (Bild: MarathonFoto)

Trotz tieferem Pace überholte er zahlreiche Athleten, welche die letzten 5-10 Kilometer nur noch im Gehen hinter sich bringen konnten. Allzu gut kennt Sven dieses Gefühl, aber nicht dieses Mal! Mit der Verpflegungsroutine und ohne Krämpfe stand der zweite Marathon definitiv unter einem besseren Stern. Nach superguten 3 Stunden und 55 Minuten überquerte er schliesslich die Ziellinie.

Wir freuen uns sehr, dass sich Sven richtig entschieden hatte, sein Tempo drosselte und auf die Herausforderungen absolut richtig reagierte. Am Ende konnte er jeden Meter dieses Laufs geniessen. Und die vielen Zurufe aus dem Publikum machten so natürlich auch gleich doppelt Spass.

New York City Marathon Sven Wiedmer, Trainingsplanung durch crossfirecoaching, Bild strahlend im Ziel
Strahlen um die Wette: Der Athlet und seine Medaille. (Bild: MarathonFoto)

Herzliche Gratulation, Sven, zu deiner super Leistung! Wir sind so stolz auf dich. Und nun wünschen wir Dir gute und rasche Erholung,

crossfirecoaching

(Noemi Bhalla, im November 2017)