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Ironman Mallorca 70.3 – more than a Race

Das Abenteuer Ironman Mallorca 2016 begann für die beiden Nadines am 5. Mai 2016. Begleitet von Nadine Zurschmiedes Eltern flogen die beiden Athletinnen nach Mallorca, die Fahrräder behutsam im Gepäckraum verstaut und mit viel Vorfreude an Board. In Mallorca angekommen, galt es die Fahrräder zusammenzuschrauben, den Neoprenanzug zu testen und die Fahrräder am Vortag des Rennens zu deponieren. Soweit spielte das Wetter noch mit und es war kein Regen in Sicht. Die Aussichten für den Renntag waren jedoch miserabel, Dauerregen war prognostiziert. Optimistisch wie sie sind, dachten die Athletinnen: „Auf einer Insel regnet es nie lange.“
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Rennbericht von Nadine Zurschmiede

Samstagmorgen, 5:00 Uhr, der Wecker läutet. Das nächste was ich höre ist prasselnder Regen. „Das wird nicht von dauer sein“, denk ich mir und ging mit Nadine Wilhelm frühstücken. Auf unserem Weg ins Nachbargebäude trauen wir unseren Augen nicht: Auf der Strasse hat sich knöcheltief Wasser angesammelt. Beim Überqueeren der Strasse werden unsere Füsse (zum Glück in Flip Flops) heute zum ersten Mal nass.

Nach dem Frühstück, deponieren wir – immer noch im strömenden Regen – in der Wechselzone unsere Getränke und prüfen die Luft in den Fahrrädern. Nach dieser kurzen Exkursion sind wir schon pitschnass. Die Hoffnung, dass der Regen bis zum Start nachlassen wird, geben wir nicht auf. Es ist an der Zeit, unsere Neoprenanzüge anzuziehen und uns, begleitet von meinen Eltern, Richtung Start zu machen, um uns in unseren Startblock einzureihen.

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Es ist einen sogenannter „Rolling-Start“. Das heisst alle 5 Sekunden starten vier Athleten Richtung Meer und schwimmen los. Bis ich endlich an der Reihe bin, bin ich durchnässt und habe so kalt, dass meine Zähne klappern. Endlich bin ich zu vorderst und kann losrennen. Zu meiner Überraschung stehen meine Eltern im Meer und jubeln mir zu, was mich beflügelt und ich schwimme im warmen Meer los. Alle 100 Meter steht eine Boje, eine um die andere kann ich hinter mir lassen. Ich fühle mich sehr gut. Doch plötzlich, ca. nach 800 Metern brennen zuerst meine Hände, dann meine Füsse. Ich denke zuerst es sei Seegras und schwimme weiter, bis ich etwas Schleimiges und extrem Brennendes im Gesicht habe. Sofort wechsle ich von Kraul auf Brustschwumm und das schleimige Etwas fliesst von meinem Gesicht weg. Ich schaue umher und realisiere, dass auch andere so erschrecken. Langsam beruhige ich mich, tauche mit meinem Gesicht wieder unter, um zu schauen, was da los ist und vor mir schwimmt eine, zwei Quallen. Ich bin in einen Quellenschwarm geraten, meine Haut brennt unheimlich. Ich entschliesse mich zu einigen Zügen Brustschwumm und dann wieder auf Kraul zu wechseln. Zum Glück bin ich nun aus den Quallen raus und der Schwimmausstieg kommt immer näher.

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Als ich aus dem Wasser komme, beginnt der lange Weg in die Wechselzone. Dort angekommen, packe ich mir meinen Sack mit der Nummer 666 drauf. Ich ziehe mich im Wechselzelt um und laufe zu meinem Fahrrad. Am Ende der Wechselzone jubeln mir erneut meine Eltern zu und ich nehme die Velostrecke, trotz ströhmendem Regen, optimistisch in Angriff. Es ist viel Verkehr auf der Strecke und ich muss einigen Bidons, Gelpackungen etc. ausweichen. Bald finde ich meinen, den Strassenbedingungen angepassten, Rhythmus. Nach ca. 15 km beginnt der Aufstieg und da ich die  Strecke vom Training her gut kenne, will ich schon früh runterschalten. Ich ziehe am Hebel aber nichts passiert. Ich versuche es noch einige Male, aber immernoch kein Wank. Langsam kommt das Gefühl in mir hoch, dass heute wohl absolut nicht mein Tag ist. Es liegen noch 850 ziemlich steile Höhenmeter vor mir und die Strassen waren sehr glatt. Ich steige ab dem Rad, heble an der Kette, nichts passiert. Also steige ich wieder auf und setze das Rennen fort, ganz nach dem Motto „Schlimmer kann es nicht kommen“. Zu meinem Erstaunen, meistere ich die Steigungen trotz dem harten Gang gut und ehe ich mich versehe, steht die Abfahrt vor mir. Ich habe grossen Respekt, denn es ist sehr steil, die Kurven sind eng und auf der Strasse fliessen neben mir Bäche ins Tal. Ständig auf der Bremse schleiche ich den Berg hinunter. Den meisten Athleten geht es ähnlich wie mir und bremsen mehrheitlich. Plötzlich höre ich hinter mir Rufe, ich schaue nach hinten und sehe, wie ein Athlet ausrutschte und auf der eigenen Haut an den Strassenrand rutscht. Das geht mir durch March und Bein. Noch vorsichtiger als zuvor fahre ich weiter, dazu bekomme ich immer kälter, bis ich am ganzen Leib zittere und nur noch hoffe, dass meine Hände die Bremsen noch halten können. Mit jeder Kurve komme ich dem Talboden näher, bis ich endlich unten bin. Jede Steigung ist eine Wohltat, da sie mich aufwärmt. Nach Kilometer 60 ist die Strecke flach, ich zittere aber immer noch und der Regen wird immer stärker und unangenehmer. Normalerweise freue ich mich, wenn ich „nur“ noch 30 Kilometer flach fahren muss, doch an diesem Tag sind es 30 lange und harzige Kilometer. Die Pfützen auf der Strasse sind so tief, dass ich bis zum Veloschuh im Wasser versinke. Ich kämpfe mich Kilometer um Kilometer durch das Wasser und ab und zu wünsche ich mir, dass mich ein Marschall mit einer roten Karte aus dem Rennen nimmt. Doch das geschieht nicht. Durchnässt und zitternd nähere ich mich der Wechselzone. Meine Eltern erwarten mich schon sehnsüchtig, denn nach meinen Angaben hätte ich schon seit einer Stunde eintreffen sollen. Ich bin so glücklich sie zu sehen, dass ich anhalte und mit ihnen rede. Die Zeit, die dabei verstreicht, ist mir gerade so egal. Ich bin einfach nur froh, die Velostrecke geschafft zu haben. Bevor ich weiter gehe, will ich wissen, wo Nadine W. ist. Sie ist schon auf der Laufstrecke, erfahre ich und freue mich sehr, dass sie die Velostrecke ohne Komplikationen hinter sich bringen konnte. In der Wechselzone wechsle ich meine Socken und laufe mit den Joggingschuhen los. Patsch! Ich übersehe eine Pfütze in der Wechselzone und ich stehe erneut knöcheltief im Wasser. Locker drehe ich meine Runden und freue mich jedes Mal wenn ich meine Eltern oder Nadine W. sehe.

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Als ich nach 2,5 Laufrunden endlich auf die Zielgerade einbiege, bin ich sehr glücklich. Mit meinem Zieleinlauf stellt auch der Regen ab.

Für mich war dieser Ironman eine Grenzerfahrung. Von Anfang an war mir klar, dass keine persönliche Bestzeit zu holen ist. Dieses Eingeständnis war nicht einfach, machte jedoch anschliessend einiges einfacher. Gerne wäre ich die Velostrecke schnell gefahren, denn diese Strecke liegt mir. Aber die Wetterbedingungen forderten viele Stürze und viele gaben während dem Rennen auf. Für mich war es wichtig, dass wir beide heil im Ziel ankommen. Ein grosses Dankeschön an alle Supporter, die dies möglich machten. Besondern geht Dank an Wille, für das fit machen der Räder, und an meine Eltern, für die grosse Unterstützung am Strassendrand.

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