Skip to main content

Ironman Frankfurt – Rennbericht

Ironman Frankfurt – Die Hochs und Tiefs auf 3.8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42 km Laufen

Während den Vorbereitungsmonaten war es eine grosse Herausforderung Trainingseinheiten, Arbeit, Freizeit und auch das Planen und ein Einhalten der Erholungsphasen – physisch und psychisch – unter einen Hut zu bringen.

Am Donnerstag, 6. Juli 2017, ging es schliesslich los und packen stand auf dem Programm: Für jede Disziplin alles Nötige bereitlegen und in Taschen verpacken. Am Freitag ging es mit unseren neuen Auto los nach Frankfurt. Zum Glück ist das neue Auto Ironman tauglich und bietet genügend Stauraum.

In Frankfurt angekommen, bezogen wir unser Hotelzimmer, hörten uns die Rennbesprechung an, holten unsere Startnummern ab, trafen unsere Eltern in der Stadt zum Nachtessen und gönnten uns schliesslich genügend Schlaf.

Nach einem ausgiebigen Frühstück am Samstag packten wir unsere Säcke für die Wechselzone und deponierten diese als auch unsere Räder in der ersten Wechselzone. Da es bereits sehr heiss war, gönnten wir uns eine kleine Schwimmeinheit als Abkühlung im See. Danach besichtigten wir die zweite Wechselzone, um uns auch dort einen Überblick zu verschaffen (mit über 3000 Räder sind diese Wechselzonen oft sehr gross). Zuletzt stand Carboloading auf dem Programm und erneut ein frühes Zubettgehen.

Früh war auch unsere Weckzeit am Folgetag: 3:50 Uhr. Trotz fehlendem Hunger assen und tranken wir was auf unseren Ernährungsplan stand. Letzter Crosscheck in der Wechselzone; Räder auf 10 Bar pumpen und gefüllte Bidons in Halterungen stecken. Das wars – wir waren ready. Langsam stieg das Adrenalin und wir freuten uns als wir Punkt 7:00 Uhr ins Wasser durften. Es gab einen Rolling Start, wo alle 5 Sekunden 4 Leute ins Wasser geschickt wurden. So gab es auf der Schwimmstrecke wenig Gedränge und auch auf der Radstrecke sollte sich das Feld besser verteilen.

Rennbericht Nadine W.

Die Voraussetzungen waren für Nadine W. nicht ideal. Eine Woche vor dem Wettkampf erwischte sie die Grippe. Doch ihr Motto war das Beste zu versuchen und ein frühzeitiges Ende in Betracht zu ziehen, falls nötig. Die Freude war dennoch gross an der Europameisterschaft starten zu dürfen.

Das Schwimmen lief für Nadine W. super und total entspannt. Nadine W. kam in einen Flow, dank dem die Kilometer im Flug vergingen. Nach 1,5 km gab es eine kurze Landpassage, wo über Land eine Zeitmessmatte passiert werden musste. Sie war super auf Kurs, es waren erst 25 Minuten vergangen seit dem Start. Erneut abtauchen und die weiteren 2.3 km geniessen, hiess es. Die Sonne ging schliesslich auf über dem Langener Waldsee und die schöne Stimmung trug zum Geniessen der Schwimmeinheit bei. Nadine W. verliess das Wasser nach 1 Stunde und 17 Minuten. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht rannte sie der Wechselzone und ihrer Paradedisziplin, dem Radfahren, entgegen.


Bereits nach den ersten Metern merkte Nadine W. aber, dass es diesmal zu keiner Bestzeit reichen würde. Ihre Beine waren leer. Die Grippe hat doch mehr Spuren hinterlassen als angenommen. Dennoch fand Nadine W. ihren Rhythmus und hielt sich strickte an den Verpflegungsplan, der 6 Bidons isotonisches Getränk und 7 Gels beinhaltete. Die Kilometer rollten vorbei und schon bald wartete der Hardbreak Hill kurz vor Frankfurt. Die megamässige Stimmung an einem kleinen Aufstieg trug Nadine W. den Berg hoch. Die Zuschauer bildeten eine Gasse, was Gänsehautfeeling bis nach oben garantierte. Nadine W. kam sich vor wie an der Tour de France. Nach 5 Stunden und 32 Minuten wurde Rennrad gegen Laufschuhe getauscht. Wir wollen uns nicht vorstellen welche Zeit es hätte werden können, wenn die Beine besser mitgemacht hätten.

Beim Anlaufen fühlten sich ihre Beine gut an, der Magen jedoch weniger. Das komische „Glubschen“, das sie schon von Klagenfurt kannte, war wieder da. Nadine W. plante nach 10 km zu entscheiden, ob sie weiterlief oder frühzeitig aufhörte. Nach der ersten 10 km Runde tankte sie Energie bei Betreuern und Familie als auch Cola am Verpflegungsstand. Der Becher Cola beruhigte ihren Magen und so lief sie weiter und nahm regelmässig Cola und Salz zu sich, immer etwas auf der Suche nach dem Richtigen Verhältnis. Da es so heiss war diente jeder Verpflegungsposten auch zum Abkühlen; Wasser über den Kopf, Schwämme ins Trikot sowie eine kurze Pause. Nach 4 Stunden und 28 Minuten bog Nadine W. endlich in den Zielkanal ein. Die Menge bebte, da war der zweite Gänsehautmoment. Der dritte Ironman war geschafft.

Der Hunger brachte sie ins Essenszelt, wo sie sich für Buillon entschied. Dies vertrug ihr Magen schlecht und schickte den Bouillon so gleich zurück. Feste Nahrung wurde somit auf den nächsten Tag verschoben.

Rennbericht Nadine Z.

Die Vorbereitung für den Ironman Frankfurt fühlten sich für mich ganz anders an als für den Ironman Nizza. Für Nizza freute ich mich Monate zuvor auf den Event. Für Frankfurt wurde mir das Vorhaben erst am Donnerstag beim Packen so langsam bewusst. Auch am Freitag beim Startnummer holen schien alles noch weit weg, obwohl ich die Ehre hatte ein Foto mit Sebastian Kienle zu machen. Beim Velo Check-in am Samstag wurde mir dann klar, dass das Rennen am nächsten Tag losging und ich begann mich langsam darauf zu freuen.

Als ich am Sonntag morgen um 3:50 Uhr erwachte, machte ich mir Sorgen, dass wir ohne Neopren ins Wasser mussten. Doch als wir im Startgelände ankamen, war die Wassertemperatur mit 24.1 Crad Celcius angeschrieben. Das hiess Neopren waren erlaubt. Mir fiel ein Stein vom Herzen und mit Freuden zwängte ich mich in den Neopren.

Um punkt 7:00 Uhr war ich an der Reihe und sprang ins Wasser. Das Schwimmen lief super. Meter für Meter kam ich gut vorwärts und hatte ein Schwimmhigh, welches ich bis dahin noch nie so erlebte. So genoss ich jeden Armzug. Beim Landgang sah ich meine Zeit; 1.5 km in 26 Minuten. Happy über diese Zeit stürzte ich mich wieder ins Wasser und nahm die letzten 2.3 km in Angriff.

Schon vor dem Wechsel auf meine Rennmaschine freute ich mich auf die Radetappe. Dummerweise verlor ich zu Beginn – dank defekter Bidonhalterung – eine meiner Trinkflaschen und so war ich nur noch mit 4 anstatt 6 Flaschen unterwegs. Doof, denn bei diesen heissen Temperaturen müsste ich alle 6 Flaschen trinken, um genügend Flüssigkeit zuzuführen. Ich genoss die schöne Strecke und den Fahrtwind dennoch. Am Special Need Posten holte ich mir 2 weitere Trinkflaschen und von der Dritten versuchte ich möglichst viel zu trinken und nahm sie noch ein Stück in der Hand mit. Von da an kühlte ich mich bei jedem Verpflegungsposten mit einer Wasserdusche über den Kopf ab. Bereits ab km 120 verspürte ich im Kopf eine Müdigkeit, welche ich mir nicht erklären konnte. Ich versuchte den Fokus immer auf etwas anderes zu richten und so kam ich dennoch gut voran. Leider hatte ich ab km 150 nichts mehr zu essen und auch nur noch Wasser. Somit musste ich wohl oder übel die letzten 30 km ohne Verpflegung zurücklegen.

Nach dem Wechsel zum Laufen fühlten sich meine Beine super an, als hätte ich noch gar nichts gemacht an diesem Tag. Einzig die Müdigkeit im Kopf machte mir zu schaffen, doch die konnte ich noch wegstecken. Unterwegs mit meiner 500 ml Isoflasche und Gels freute mich jedes Mal, wenn ich auf der Strecke meine Supporter und Begleiter sah.

Bei km 25 tat mir plötzlich, wie angeworfen, jeder Muskel in meinen Beinen weh. Ich überlistete mich mit Zwischenzielen immer wieder meine Betreuer zu sehen und mir da jeweils eine kurze Pause zu gönnen. So schleppte ich mich – eher als locker laufend – ins Ziel. Als ich in die Zielgerade einbog war ich heil froh und genoss es diesen Moment mit Leuten, die mir wichtig sind – meine Betreuer, Freunde und Familie – zu teilen.

Im Ziel angekommen wurden die Schmerzen noch heftiger. „Warum mache ich das?“ fragte ich mich. Diese Sinnesfrage beschäftigte mich eigentlich schon ab km 25. An diesem Wettkampf konnte ich die Stimmung und Umgebung kaum geniessen. Ich musste mich 100% auf mich und meine mentalen Zustand konzentrieren und nahm dabei kaum mehr wahr, was um mich herum geschah. Auch die Tage nach den Ironman litt ich heftig. Ich konnte kaum normal gehen, Treppensteigen waren ein Ding der Unmöglichkeit und sitzen war auch nicht bequem. Mir tat alles weh. Obwohl ich meine Sinnesfrage (noch) nicht abschliessend beantworten kann, wollte ich mir 3 Tage nach dem Wettkampf schon für die nächst Langdistanz anmelden.

Trotz der riesen grossen Herausforderung an solchen Wettkämpfen, schätze ich es im Nachhinein jeweils an meine Grenzen gebracht zu werden. Daraus lerne ich jedes Mal etwas, dass mich weiter bringt – in sportlicher, persönlicher oder alltagsrelevanter Hinsicht. Dazu kommt, dass ich sehr gerne trainiere und Zeit auf meiner Rennmaschine, im Wasser oder in meinen Laufschuhen verbringe. Vorerst mal ist aber Regeneration angesagt.

Ironman Frankfurt 2017 in Zahlen:

  • 3’115 Athleten
  • 700 DNF (did not Finish)
  • 66 Nationen
  • Über 30 Grad
  • 4’300 Helfer

Unsere Ernährung während dem Wettkampf:

  •  9 Liter Competition von Sponser
  • 2 Liter Wasser
  • 2 Liter Cola
  • 21 Gels
  • 15 Salztabletten
  • 15 Sachets Schüsslersalz Sport

Unsere Supporter beim Wasser einkaufen vor dem Wettkampf:

Zu guter letzt schicken wir ein grosses Dankeschön an alle, die uns auf dem Weg zum und am Ironman Frankfurt begleitet und unterstützt haben. Danke an unsere Eltern, Sonja, René und Doris, die vor Ort waren. Danke an alle, die uns Nachrichten schickten und eifrig mitfieberten. Danke an Tobias Schumacher von Schumachersport für die passende Laufschuhe, Jasmine Keller von skinfit für die bequeme und funktionale Sportkleider, Roman Studer von Schmid Velosport für das Bikefitting, Susanne Schenkel von der Therapiewerkstatt fürs immer wieder herrichten des Körpers und Sponser für die guten Produkte.

Bericht verfasst von Nadine Z. und verfeinert von Bettina Glauser